Ich bin ein stolzer CEO, der weiss, wo der Erfolg herkommt. - Hofweissbad

15. April 2022

Ich bin ein stolzer CEO, der weiss, wo der Erfolg herkommt.

Es war mir eine grosse Freude!

Seit 1994 durften Damaris und ich die Gastgeber und Direktion im Hof Weissbad sein. Angefangen haben wir vor 28 Jahren mit 42 Mitarbeitenden – heute dienen über 200 fröhliche und sympathische Menschen den Gästen im Hof.

Zu den wohl grössten Erfolgen gehörte sicher die Nähe zu unseren Gästen, die persönliche Betreuung vor Ort, die vielen Stammgäste und die erfüllende Arbeit an der Front mit allen Mitarbeitenden. Zusammen haben wir es geschafft, die eigentliche DNA des Hotels nachhaltig zu sichern. Mein herzlichster Dank gilt darum allen Mitarbeitenden für ihre treue Unterstützung, für die schönen und spannenden Gespräche und für die vielen dadurch entstandenen Freundschaften.

Es ist mein persönlicher Wunsch, mich mit 63 Jahren etwas zurückzunehmen. Deshalb verabschiede ich mich per Ende April 2022 mit einem weinenden Auge als Gastgeber und Direktor und freue mich mit einem lachenden Auge auf die neue Aufgabe als Co-CEO in einem 50%-Pensum. Ich werde mich – zusammen mit Marin Dörig – um die Gesamtführung des Unternehmens Hof Weissbad und die verschiedenen Bauprojekte kümmern. Der andere Garant der Erfolgsgeschichte bleibt zum Glück weiterhin im Betrieb. Meine Frau Damaris wird dem Hof Weissbad im gleichen Rahmen und Pensum zur Verfügung stehen – dies im Bereich Gäste-Betreuung, Mitarbeiter-Coaching und Marketing. Sie war, ist und bleibt auch in Zukunft das Gesicht des Hotels. Ihr gehört mein grösster Dank.

Ich bin sehr stolz, dass mich die Generalversammlung am Donnerstag, 14. April 2022, als neuen Verwaltungsrat der Hof Weissbad AG gewählt hat. Jetzt habe ich die Möglichkeit, die strategische Zukunft mitzuentwickeln.

Neue Projekte
Das reduzierte Pensum im Hof Weissbad ermöglicht mir, etwas mehr Zeit für neue Projekte und spannende Aufgaben einzusetzen. Die Feldpausch Ristoranti SA im Tessin sind neu in Appenzeller Händen. Als Partner und Verwaltungsrats-Präsident werde ich die Crew in Ascona unterstützen. Ich freue mich auf diese grosse Herausforderung.

Das Mandat als Verwaltungsrat der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt AG macht mir seit 2019 grosse Freude und ich werde mich weiterhin für dieses Unternehmen einsetzen.  Nebst dem Betrieb von sieben Schiffen und zwei Fähren steht ein Hotelneubau im Hafen von Romanshorn auf der Wunschliste. Wir alle sind gespannt, wie es weitergeht.

Die neue Direktion

Der neuen Direktion mit Christian Huber in der Restauration, Andrea Eigenmann im Gesundheitszentrum und Roberto Wittwer im Hotel wünsche ich einen guten Start, mit viel Elan und Freude. Die Arbeit wird ihnen garantiert nicht ausgehen. Im Bereich Gäste-Betreuung, Mitarbeiter-Coaching und Marketing wird der Hof Weissbad weiterhin von Damaris unterstützt. Sie war, ist und bleibt das Gesicht des Hotels.

Christian Lienhard – ein Interview

Bevor Christian Lienhard sich seinen neuen Projekten widmet, hat er in einem Interview Stellung bezogen zu seinem Erfolg während der letzten 28 Jahre im Hotel Hof Weissbad. Lesen Sie, warum er ein besonders stolzer Hoteldirektor und CEO ist.

1. Was ist das Erste, was du machst, wenn du am Morgen zur Hoteltüre reinkommst?

Ich stelle die zu laute Musik an der Bar ab, trinke ein Espresso und schaue gleichzeitig, ob alle Lampen in der Halle richtig brennen und gleich hoch sind.

2. Wie beschreibst du deine Rolle im Haus?

Als Hauptverantwortlicher bin ich überall präsent – meistens an der Front. Dort, wo ich die Gäste und die Mitarbeitenden treffe.

3. Das Hotel steht vor der grössten Investition, die je gemacht wurde, seit der Erstellung des Hotels. Was passiert in den nächsten Monaten rund um den Hof?

Es geht um zwei Hauptbauten: das Bade- und Saunahaus sowie der Seminarpark. Beides sind Bauten, um auch längerfristig die Auslastung der Zimmer zu sichern und das Durchschnittsalter der Gäste etwas zu senken.

4. Wo steht das Hotel Hof Weissbad heute?

Der Hof Weissbad steht an einem absoluten Höhepunkt, der nur schwierig zu halten ist. Darum auch die Neubauten. 97 % Zimmerauslastung und 23. Mio. Umsatz ist nicht zu toppen.

5. Was wird sich am meisten verändern am Haus?

Mit dem Badehaus und Seminarpark erhoffen wir uns vermehrt jüngere Gäste. Das ist auch gut so. Wir brauchen auch weiterhin eine gute Durchmischung der Gäste-Segmente.

6. Der Erfolg des Hauses ist zum grössten Teil dir und deiner Führungskraft zu verdanken. Was machst du anders als andere?

Es geht nur in einem Team. Alle führen diesen Betrieb zusammen. Die Mitarbeitenden müssen miteinbezogen werden. Nur wer sich einbringen kann, wird länger bleiben.

7. Was tust du, damit deine Mitarbeitenden zufrieden sind?

Wir führen nach dem Buch von Gerd Gerken: Leadership by Love. Das heisst nichts anderes, als natürliche Autorität statt Macht, Partizipation statt Repression, Produktivität statt Vertrauen und flache Hierarchien.

8. Wie gehst du den Fachkräftemangel in der Branche an (allenfalls auch zum Personal einsparen)?

Wir bilden 25 Lernende aus. Nur wer in die Mitarbeitenden investiert, kann Erfolg haben.

9. Vor 28 Jahren bist du aus dem Berner Oberland ins Weissbad gekommen. Wie hast du die einheimische Bevölkerung für dich gewonnen?

Ich bin aus Gstaad gekommen, dort war ich drei Jahre Direktor eines Hotels. Vorher war ich sechs Jahre im Tessin. Es ist immer das gleiche – egal wo man ist: Man ist zuerst mal demütig, schaut zu, hört sich um, bleibt im Hintergrund, bis man den Mechanismus kennt.

10. Konntest du dir damals vorstellen, dass du 28 Jahre Hoteldirektor im Appenzellerland bleibst und dein Haus zu einem der besten in der Schweiz gehören wird?

Meine Frau Damaris und ich waren vermutlich etwas naiv. Wir haben uns keine grossen Gedanken um Erfolg oder Misserfolg gemacht. Wir sind einfach mit grosser Freude gestartet und haben dann mit viel Liebe und Geduld Monat für Monat unser Bestes gegeben.

11. Was war es, das dich antrieb, wenn nicht der Ehrgeiz, dereinst dieses grosse Ziel zu erreichen?

Gesunder Ehrgeiz ist immer gut. Es braucht aber längerfristig einfach das Vertrauen – von den Aktionären, den Gästen, den Mitarbeitenden und der Bevölkerung.

12. Was ist das Geheimnis deines Erfolgs (in einem kurzen Satz)?

Freude an Menschen und Begeisterung zum Beruf.

13. Gab es auch Sachen oder Projekte, die du nicht als erfolgreich bezeichnen würdest? Allenfalls gar Misserfolge?

Misserfolge nicht, aber sicher waren die ersten beiden Jahre nicht einfach. Der Betrieb schrieb noch Verluste, die wir mitzuverantworten hatten. Ab dem dritten Jahr stellte sich dann der Erfolg ein.

14. Wie hat sich das Haus und dessen Angebot in den letzten Jahren verändert?

Wir haben in den letzten 28 Jahren immer wieder angebaut und neu gebaut. Aber immer mit dem gleichen Ziel: es braucht die bewährten Gäste-Segmente wie Patienten, Kurgäste, Seminare und Wellness. Nur in dieser Kombination hat der Hof Weissbad eine Chance.

15. Wie sieht deine Vision zu den nächsten Jahren und Jahrzehnten aus?

Jede Entscheidung, die gefällt wird, muss zugunsten der Gäste und der Mitarbeitenden gefällt werden.

16. Worauf oder welchen Erfolg/Meilenstein bist du besonders stolz?

4 Mal bester Arbeitgeber des Jahres – das war schon cool.

17. Was wird sich in Zukunft verändern?

Die Gästebedürfnisse in der Corona-Zeit haben es gezeigt: mehr Geborgenheit, Sicherheit, Freude, Anerkennung und mehr Zeit für sich selbst.

18. Ab diesem Frühjahr stehen auch personelle Veränderungen an. Werden wir dich im Hause noch antreffen?

Ich werde weiterhin im Hof Weissbad anwesend sein, mit einem Pensum von 50 %. Sicher bin ich nicht mehr an der direkten Front zu finden. Aber ohne physische Präsenz geht es auch für mich nicht.

19. Wie wird die neue Organisation aussehen?

Wir haben drei Direktionsbereiche: Hotel, Restaurant und Gesundheit mit je einer verantwortlichen Person. Jeder Bereich hat rund 70 Mitarbeitende. Als Co-CEO werde ich die operative Gesamtführung übernehmen und Martin Dörig wird als Co-CEO den kaufmännischen Bereich sicherstellen. Beide machen das in einem 50%-Pensum

20. Wo werden wir dich in Zukunft antreffen?

Überall und nirgends. Sicher im Büro im 1. Stock, bei den Sitzungen mit der GL, mit dem VR, mit dem Kader und ab und zu auch mal im Gespräch mit einem Stammgast.

21. Was wird sich für dich persönlich am meisten ändern?

Nicht mehr täglich an der direkten Front zu sein. Das kostete in den 28 Jahren Substanz. Mit 63 Jahren werde ich es aber nicht gemütlicher nehmen, sondern einfach mehr auf der strategischen Ebene arbeiten.

22. Welchen Tipp gibst du der «neuen» Führung mit auf den Weg?

Mein Fazit nach 46 Jahren Hotellerie, davon 28 Jahre im Hof Weissbad:

2 x 6-er Formel

Der Erfolg von jedem Unternehmen kommt dort, wo:

  1. in der Führung Konstanz und persönliches Engagement gezeigt wird!
  2. Sie viele langjährige Mitarbeitende antreffen!
  3. man sich Zeit für den Gast und auch Zeit für die Mitarbeitenden nimmt!
  4. die Mitarbeitenden am Entscheidungsprozess mitmachen können!
  5. die Gäste Emotionen persönlich erleben!
  6. langfristig in die Mitarbeitenden investiert wird!

Der persönliche Erfolg einer Führungsperson kommt, wenn sie:

  1. sich am Aufblühen anderer Mitarbeitenden im Unternehmen freut!
  2. jeden Tag eine kleine Veränderung an sich selbst vornimmt!
  3. sich ab und zu die Frage stellt: Um was geht es eigentlich im Leben?
  4. Vertrauen schafft und sich nicht selbst täuscht!
  5. Sorge zu den anderen und auch Sorge zu sich selbst trägt!
  6. weiss, dass ein bisschen Demut noch niemanden geschadet hat!

23. Hast du noch ein Schlusswort, das du uns allen weitergeben möchtest?

Es war mir eine grosse Freude und auch eine Ehre, so einen Betrieb in Appenzell führen zu dürfen. Ich bin ein stolzer CEO, der weiss, wo der Erfolg herkommt: Man muss Menschen mögen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und auf ein Wiedersehen im Hof.

Ihr Christian Lienhard