Der Hof im Dornröschenschlaf - Hofweissbad

01. April 2020

Der Hof im Dornröschenschlaf

Liebe Gäste,

Knapp zwei Wochen sind es her, dass wir unser Hotel freiwillig geschlossen haben. Seither verwöhnen wir gerade mal zwei Handvoll Reha-Patienten im Hof. Damit sie sich im grossen Haus nicht verlieren, ist für sie nur das Restaurant Flickflauder offengeblieben. Ich hoffe, dass die zarten Orchideen, welche Hermann Knoblauch noch rechtzeitig bestellen konnte, lange genug blühen. Die freundliche Veranda ist zur bescheidenen Kaffeestube geworden. Dort lädt unser lebhafter Robert die wenigen Gäste zu Tee und Kuchen ein und begleitet musikalisch auf seinem Piano. Nur ganz wenige Mitarbeitende sind im Einsatz. Insbesondere unsere Lernenden sind unter fachkundiger Leitung an der Arbeit, damit ihre Praktikums- und Lehrzeit gewährleistet bleiben kann. Die Hotelhalle und die Bar, sowie auch die Schotte Sepp Stube, sind geschlossen. Der Coiffeursalon bleibt dunkel, das Wasserbecken des Hotelbads ist abgelaufen, die Kosmetikräume kühl und die Massageliegen mit Tüchern zugedeckt.

 

Speziell der heutige Nachmittag rührt mein Herz

Im Normalfall eile ich am Mittwochabend jeweils nach Hause, um zeitig mit der Appenzeller Tracht unsere Gäste zum Aperitif zu empfangen. Dem ist leider nicht so. Dort wo üblicherweise der Apfelsalat steht und wo der «Schlorzifladen» seinen Platz hat, bleibt alles leer. Auch im Direktionsbüro, wo wir sonst zu fünft arbeiten, ist niemand anwesend. Roberto Wittwer sitzt nicht im Appenzellerhemd an seinem Pult. Er ist daheim und hilft seinen beiden Primarschulkindern bei den Hausaufgaben am Computer. Christian Huber, der in der Regel noch kurz die Abendmenus kontrolliert, fehlt ebenfalls. Er spaziert bestimmt mit seiner kleinen Tochter Mia durch die ruhigen Strassen Appenzells. Und auch meinen Mann Christian Lienhard sähe ich viel lieber hier vor Ort – am Rotieren, Planen und Organisieren. Er jedoch ist zu Hause und kocht für uns, für seine Familie. So wie an jedem anderen Tag in dieser Zeit. Unsere Töchter Lorena und Sofia verfolgen eine Vorlesung online. Eines fällt auf. So viel Papa gab es in den letzten 23 Jahren noch nie. Eine schöne Erfahrung. Die ausgedehnten Wandertouren findet auch unser Hund Hira sehr ungewohnt.

Ein Ort für Herzensangelegenheiten

Chefarzt John Keel achtet gut auf seine Patienten und steht für die Ausführung eventueller weiterer kantonaler Bestimmungen bereit. Prisca Peterer nutzt die Gelegenheit, die Planung unserer Kur- und Reha-Patienten neu im Gesundheitszentrum zu integrieren. Daneben gibt es auch für sie beide, sowie für all die anderen Mitarbeitenden, genügend freie Zeit.

Die Marketingaktivitäten sollen nicht stehen bleiben. Mutiges Vorausblicken, gepaart mit Flexibilität, sind gefragt. Was hat sich in der Zeit des Notstandes gewandelt? Um zu begreifen, wollen wir von der nahen Zukunft zurückdenken. Dieser Fokus könnte uns aufzeigen: was war, was ist, was darf bleiben …

Mit dieser Vorstellung verlasse ich das Hotel und entdecke auf dem Weg nach Hause die vielen blühenden Osterglocken auf unserer Terrassenwiese. Wären es Rosen, müsste ich unweigerlich an Dornröschen denken. Rund um den Hof ist alles still und nahezu menschenleer.

So werden wir hingehalten, um unserem Hotel ein weiteres Weilchen den Dornröschenschlaf zu gönnen. Warten wir in grosser Vorfreude auf den Augenblick, wenn sich Tür und Tore öffnen und Gäste wie auch Mitarbeitende in ihrer Freude und Heiterkeit erstrahlen.

Zum Glück sind wir alle gesund. Unserem lieben Hof-Team geht es den Umständen entsprechend gut. Die schönen Begegnungen mit Ihnen und die sympathischen Gespräche fehlen allen sehr. Ist es doch das, was unseren Hof auszeichnet. Ein Ort der Herzensangelegenheiten.

In diesem Sinne, liebe Hof Weissbad-Gäste, wünsche ich Ihnen beste Gesundheit und alles Gute. Bitte halten Sie durch, damit wir uns sehr bald wieder die Hände reichen dürfen.

Von Herzen von Haus zu Haus.

Ihre Gastgeberin
Damaris Lienhard